Presseschau
Das Heimatmuseum Pflaster 14 wird laufend auf Vordermann gebracht / Stadt lässt Museumsdach 2014 neu decken
Von Bernd Klopfer, Redaktionsmitglied des Waiblinger Kreiszeitung
Weinstadt- Endersbach. 12 850 Arbeitsstunden haben die Männer vom Bautrupp schon investiert. Sie schützen die Geräte im Heimatmuseum Pflaster 14 vor Holzwürmern, bauen das Depot im Dach aus und sorgen für Ordnung – etwa durch die große Inventur, die 2014 beginnt. Ohne die Ehrenamtlichen könnte die Stadt das Museum nicht betreiben.
Die Ausstellungsstücke im Pflaster 14 sind nicht bloß zum Angucken da. Regelmäßig wird gezeigt, wie sie funktionieren – etwa bei den Museumsabenden. Auch beim Streuobsttag am Sonntag kommt eine alte Apfelpresse zumEinsatz. Die ist zwar nicht aus dem Museum selbst, aber ihren Zweck erfüllt sie dennoch: Den Menschen heute zu zeigen, wie früher geschafft wurde. Damit Kinder lernen, woher ihre Lebensmittel stammen. „Die denken doch, der Apfelsaft kommt aus China“, sagt Museumsleiter Dr. Bernd Breyvogel. Er ist froh, dass die Ehrenamtlichen vom Heimatmuseum hier Aufklärungsarbeit leisten. Und nicht nur das: Seit 2004 bringen sie das alte Haus am Pflaster 14 auf Vordermann. Ohne sie, das gibt Breyvogel ganz offen zu, wäre der Museumsbetrieb nicht möglich.
Fast alle Männer sind gelernte Handwerker
70 Mitglieder hat der Förderverein des Heimatmuseums Pflaster 14 derzeit. Sie sorgen dafür, dass zu den Öffnungszeiten immer genug Personal da ist. Für Führungen und für die Aufsicht. Nicht vergessen werden dürfen Veranstaltungen wie das Mostfest, das Sommerferienprogramm oder die Nacht der Keller. Dem 13-köpfigen Bautrupp kommt dabei eine besondere Rolle zu: Die Männer, fast alle mit einem handwerklichen Hintergrund, renovieren und pflegen das Museum. Alles in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Allein in die Fassadenrestaurierung hat der Bautrupp vor drei Jahren fast 1100 Stunden reingesteckt. Paul Wilhelm, einer der 13 Herren, weiß das so genau, weil er seit Anbeginn immer alles notiert. Die Arbeit geht dabei nicht aus. Die gut 200 Jahre alte und 1100 Kilo schwere Doppelspindelpresse aus Beutelsbach ist vor einigen Monaten ins erste Obergeschoss des Museums gebracht worden. Zudem haben die Männer im Dach das Depot ausgebaut – um zusätzlichen Stauraum zu gewinnen. Im Frühjahr 2014 soll dann eine Inventur beginnen – denn niemand weiß derzeit, wie viele Ausstellungsstücke das Museum besitzt.
„Ein paar Tausend“, vermutet Bernd Breyvogel. Aber wie gesagt: Genaueres soll die Inventur ergeben – und die wird sicher länger dauern. Außerdem will der Bautrupp mal wieder die Außentüren neu streichen. Am Museumskonzept selbst wird sich in Endersbach – anders als in den Museen in Beutelsbach und Strümpfelbach – nichts ändern. Es wird auch weiter darum gehen, das Leben anno dazumal darzustellen. Den Obst- und Weinbau, den Ackerbau, das Handwerk. Die Stadt wird allerdings das Dach reparieren – immerhin hat es vor einigen Monaten reingeregnet. Und der Bautrupp hat die Löcher nur provisorisch geflickt. Museumsleiter Breyvogel hat indes eine gute Nachricht für die Ehrenamtlichen: „Dieses Jahr geht es witterungsmäßig nicht mehr, aber nächstes Jahr wird das Dach des Museums neu gedeckt werden.“
Eröffnung des Heimatmuseums 2009
Großer Bahnhof in Endersbach: Drei Jahre nach dem ersten Teilabschnitt konnte nun der zweite und vorerst letzte Teilabschnitt des Heimatmuseums Pflaster 14 eingeweiht werden. Die jahrelangen Mühen des ehrenamtlichen Bautrupps um den Endersbacher Paul Wilhelm, des Fördervereins und aller anderen Beteiligten wurden mit einem großen Festtag belohnt, den Oberbürgermeister Jürgen Oswald mit einem Dank an den Bautrupp und alle Helfer und Sponsoren eröffnete.
Wie anno dazumal Flachs verarbeitet wurde, zeigten Karin Schimonowitsch mit Tochter Nora und Uwe Müller.
Museumsleiter Dr. Bernd Breyvogel erläuterte Geschichte und Konzept des Museums, und Dora Kittler, Erste Vorsitzende des Fördervereins, erinnerte an Museumsgründer Paul Hekeler und seinen Nachfolger Hermann Schlipf. Hunderte von Besuchern kamen, um die neuen Räume zur "Bäuerlichen Wohnkultur" mit Ofenstein Sammlung und Kornboden sowie einer Ausstellung zum historischen Textilhandwerk zu besichtigen. Nora Schimonowitsch und Uwe Müller führten mit Helfern an authentischen Gerätschaften vor, wie Flachs verarbeitet und versponnen wurde und beantworteten geduldig und kompetent die zahlreichen Fragen der staunenden Besucher. Auch bei den Führungen durchs Haus bestand Gelegenheit, Neues zu entdecken und zu erfahren. "Allein im ebenfalls neu eingerichteten Handwerksbereich müsste man Stunden zubringen, um alles zu sehen", so ein Besucher. Für Stimmung sorgte die Musik des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr Endersbach, der Akkordeonspielgruppe "Die fidelen Oldies" und die Musikerfamilie Kinzler. Selbst ein heftiges Gewitter tat der Festlaune keinen Abbruch, so dass sich auch lange nach dem offiziellen Ende um 18 Uhr noch viele Besucher auf dem Museumsgelände tummelten
Eröffnung des Heimatmuseums 2009
Der vergangene Sonntag geht in die örtliche Geschichte ein, und die letzten viereinhalb Jahre haben dazu beigetragen, dass es seit dem 6. Juli 2008 ein Prunkstück von Heimatmuseum im Endersbacher Ortskern gibt. Mit Trommeln, Pauken und Fanfaren zog der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr in den Hof des Hauses "Im Pflaster 14" ein und untermalte damit das örtliche Ereignis. In seiner Ansprache betonte Stadtarchivar Dr. Bernd Breyvogel, dass das historische Haus aus dem Jahr 1455 stammt und damit sowohl das älteste Haus Weinstadts, als auch das älteste Wohnhaus im Rems-Murr-Kreis ist; im 16. Jahrhundert kamen Scheune und Schafstall dazu. Damit war das Haus neben dem Endersbacher Rathaus geradezu prädestiniert für ein Museum. Dank dem Grundstock von zwei Endersbacher Bürgern war schon eine beachtliche Materialsammlung vorhanden und die Grundlage für ein Heimatmuseum bereitet: Paul Hekeler (1904 - 1978) pflegte als Briefträger vielfältige Kontakte und eine private Sammlung begonnen. Hermann Schlipf (1925 - 2005) hatte mit der Heimatstube in der Alten Schule auch schon Einiges gesammelt und erhalten.
Die glückliche Fügung, dass wegen der gesammelten großen und kleinen Gegenständen sich eine leistungsfähige Truppe von 13 Endersbacher Männern zu Renovierungsarbeiten von über viereinhalb Jahre entschloss, ist wahrscheinlich einmalig. OB Jürgen Oswald dankte dem "Bautrupp" und den vielen Einzelpersonen, Familien, dem Förderverein, den Sponsoren und Firmen für ihr Engagement, das zum Gelingen des ehrenamtlichen Projektes beigetragen hat. Mehr als 9.000 Stunden, das sind umgerechnet ca. sechs "Mannjahre" mit groben und feinen Arbeiten investiert. Die Initiative kam von den Menschen, die noch mit den Geräten gearbeitet haben oder den Umgang noch miterlebt haben. Somit ist das Heimatmuseum kein nachträgliches Zusammentragen von Dingen sondern ein organisches Ganzes, das bewusst so aussieht, als ob es gerade verlassen wurde. So bleibt die Geschichte in der Gegenwart und gegenwärtig. Die Räume sind voll mit Fotos, Dokumenten, Geräten, Handwerkzeug und zeigen somit das bäuerliche Leben und Wohnen von Früher einschließlich Ackerbau, Weinbau sowie Handwerk der Zeit von 1750 bis 1950. Die eigentlich mittägliche Hitze des Sonntags war in dem schattigen Hof mit Teilen eines gestalteten Bauerngartens gut erträglich. Weinstädter oder Besucher in Weinstadt versäumen etwas, wenn sie das historische Haus (noch) nicht gesehen haben.