Der historische Baukomplex „Im Pflaster 14“

Ältester Teil der denkmalgeschützten Hofanlage ist das Wohngebäude, ein zweigeschossiger Fachwerkbau, der mit Hilfe der Dendrochronologie (Jahrringanalyse des Bauholzes) auf 1455 datiert wurde. Damit ist es das älteste Gebäude in Endersbach und zählt zu den ältesten bekannten Fachwerkhäusern im ganzen Rems-Murr-Kreis. Es zeigt typisch spätmittelalterliches Fachwerk mit durchweg verblatteten, sich teilweise überkreuzenden Aussteifungshölzern.

Die große, westlich an das Wohnhaus anschließende Scheuer wurde 1542 erbaut. Auch sie weist im Inneren noch die mittelalterliche Abzimmerungstechnik der Verblattung auf. Schließlich kam 1767 die kleinere Scheuer auf der anderen Hofseite hinzu, die ursprünglich wohl ein Schafstall war.

Schon 1629 war der Komplex, wie heute noch, besitzmäßig geteilt. Damals gehörte ein Viertel des Hauses Matthäus Haanenmann. Diese Aufteilung führte auch zu tiefgreifenden Umbauten. Um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, wurde der östliche Barn der großen Scheuer zugunsten des heutigen „Zwischenbaus“ abgerissen, an welchen wiederum in mehreren Phasen angebaut wurde.

Das Haupthaus ist zu etwa einem Viertel, die beiden Scheunen sind ganz im Eigentum der Stadt Weinstadt.

Die Geschichte der Sammlung

Grundstock des Museums ist eine private Sammlung, die der Endersbacher Briefträger und Ehrenbürger Paul Hekeler ab den 1920er Jahren zusammengetragen hat. 1972 wurde sie als Heimatstube Endersbach im alten Schulhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Einen Schwerpunkt bildet die bäuerliche Wohn- und Arbeitswelt des 18. und 19. Jahrhunderts, zu der Geräte aus Landwirtschaft und Weinbau, Küchenutensilien, Möbel, Ofensteine, Werkzeug und Kleidung gehören. Dieser „klassische“ heimatkundliche Teil ist seit 2008 im Pflaster 14 untergebracht. In der 2011 nach Umgestaltung wieder eröffneten Heimatstube verblieben Sondersammelbereiche zu Kirche und Schule, ferner Gemälde der höchst unterschiedlichen Maler Karl Wilhelm Bauerle (1831-1912), zeitweise Hofmaler bei Queen Victoria von England, und Jacob Seybold (1838-1930), der als Autodidakt naive Bilder malte, sowie die Sammlung der Freifrau Zündt von Kentzingen (1874-1965), ebenfalls Ehrenbürgerin Endersbachs, mit historischen Hauben des 17.-20. Jahrhunderts und Objekten aus dem Besitz der Königin Olga von Württemberg. Seit 2011 wird dort außerdem in Etappen die archäologische Sammlung von Hermann Schlipf gezeigt.

Zentrales Heimat­museum der Stadt Weinstadt

Neben den beiden Endersbacher Museen betreibt die Stadt Weinstadt noch das Württemberg-Haus Beutelsbach (im alten Rathaus) mit dem Museum Wiege Württembergs und dem Museum Bauernkrieg sowie das Heimatmuseum Strümpfelbach (derzeit geschlossen).

Das Heimatmuseum Pflaster 14 bildet dabei im Rahmen des Gesamtkonzepts der städtischen Museen die zentrale Einrichtung für die „klassischen“ heimatkundlichen Themen, um entsprechende Wiederholungen in den verschiedenen Häusern zu vermeiden.

Rund­gang durch das Heimat­museum Pflaster 14

Zu sehen sind im Haupthaus Küche, Wohnstube und Schlafkammer als inszenierte Wohnräume mit Möbeln des 18.-20. Jahrhunderts. Außerdem werden hier die Themen Kleidung und Tracht sowie Spielzeug präsentiert. Im ersten Raum des Obergeschosses (Anbau) fand die umfangreiche Sammlung historischer Ofensteine und –platten (17.-20. Jahrhundert) eine adäquate Unterbringung. Vom historischen, weitgehend im Ursprungszustand des Baujahres 1455 erhaltenen Rauchdach ist ein als Kornboden genutzter Raum für das Publikum zugänglich.

Es schließt sich eine umfangreiche Abteilung zum historischen Textilhandwerk an, die neben der Flachsgewinnung und -verarbeitung („vom Flachs zum Garn“) einen historischen Webstuhl, zahlreiche Nähmaschinen, Bügeleisen, reich gefüllte Wäscheschränke und vieles mehr birgt. Die Themen Haushalt, Handwerk und Gewerbe werden durch zahlreiche Anschauungsobjekte zu Küche, Bad und Waschküche, zu Schuhmacher, Flaschner, Maurer, Ziegler und zu Endersbacher Betrieben wie Graze (Imkereibedarf), Birkel, Spiess’sche Apotheke u. a. illustriert.

Landwirtschaftliche Geräte aller Art von der Hacke bis zur Dreschmaschine finden sich in der großen Scheune, ergänzt um eine Sammlung historischer Fahrzeuge wie Kutschen und Schlitten aus dem 19. Jahrhundert oder einem Motorrad der 1930er Jahre. Der Rundgang endet in der kleinen Scheune mit dem wichtigen Thema Weinbau, zu dem Pressen aller Art, Butten, Züber, Spritzen und vieles mehr gehören. Auch der Obstbau ist dort mit zahlreichen Exponaten vertreten, darunter ein großer Mahltrog und eine fahrbare Obstbaumspritze.

Außerdem gibt es einen Gewölbekeller und das „Museumsstüble“, die bei Veranstaltungen, aber auch für den gemütlichen Ausklang nach Führungen genutzt werden können.